Category Archives: Erinnerungskultur

Online-Formate zur Erinnerung an den Mauerfall

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Zum 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer wurden auch online diverse Formate kommemorativer Kommunikation fabriziert. Exzeptionell erscheint mir dabei die Kombination des Crowdsourcings von individuellen Erinnerungen an das Ereignis mittels sozialer Medien mit dem Erreichen eines Spielziels. Diese Variante verfolgte das ZDF mit der sogenannten „#Mauerspecht-Challenge“ (siehe Screenshot vom 10.11.2014, 10.35 Uhr). Über diesen sowie weniger spielerische Ansätze wie historische Echtzeit-Formate gebe ich bei den Netzpiloten einen Überblick: „#Mauerfall: Geschichte digital (nach-)erzählen„. Übrigens veröffentliche ich in diesem Online-Magazin seit letztem Monat regelmäßig Beiträge. In meinem Sound-Blog habe ich noch die digitale Klanginstallation vorgestellt, die die Audio-Plattform SoundCloud zur Erinnerung an die Todesopfer der Berliner Mauer beigesteuert hat.Mauerspecht Challenge ZDF


Hammer und Zirkel als Online-Ornament?

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So sieht es aus, wenn sich die Website berlin-mauer.de aufbaut. Dabei handelt es sich um ein ambitioniertes Online-Angebot des rbb, das 250 Video-Clips erschließt: vom Bau der Mauer im Sommer 1961 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Die Inhalte lassen sich nicht nur über eine Zeitleiste recherchieren:

„Die Website ist nicht zuletzt auch für die mobile Nutzung geeignet. Auf der digitalen Karte sind die Orte markiert, zu denen historische Videos abrufbar sind. So kann man an wichtigen Mauerstätten in der Stadt mit dem Handy oder dem Tablet in die Geschichte des jeweiligen Ortes eintauchen.“ (rbb.-online.de)

Darüber hinaus können die Nutzer mittels der Funktion „Meine Doku“ bis zu 20 Clips auswählen und daraus eine eigene Kompilation erstellen sowie das Ergebnis schließlich in sozialen Netzwerken teilen. Insofern handelt es sich um ein Online-Angebot mit interessanten interaktiven und geo-sensitiven Funktionen. Aber würde man in einem vergleichbaren Angebot zur Geschichte des Nationalsozialismus statt Hammer und Zirkel ein Hakenkreuz als Warte-Symbol verwenden?

Crowdsourced Memory: Europeana 1989

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Europeana, die europäische Initiative für digitalisierte Inhalte aus dem Feld des kulturellen Erbes, hat in Kooperation mit der Online-Plattform Historypin (für Hintergründe siehe meinen Beitrag hier im Blog) ein neues Projekt lanciert: Unter dem Titel „Europeana 1989“ werden im Hinblick auf das 25-jährige Jubiläum des Falls des Eisernen Vorhangs insbesondere visuelle Inhalte erhoben, die einschlägige historische Perspektiven zeigen. Zentrale Anlaufstelle für diese Aktion ist ein dafür eingerichteter Historypin-Channel.

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Dort lassen sich persönliche Geschichten, Fotografien, Videos, Audio-Aufnahmen sowie Dokumente einreichen und bereits vorliegende Einträge durchsuchen. Denn zur Grundausstattung gehören über 6000 Beiträge, die aus dem Bestand der Deutschen Kinemathek stammen. Diese hat unter dem Titel „Wir waren so frei…  Momentaufnahmen 1989/1990“ in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein Online-Archiv privater Filme und Fotos aus der Umbruchzeit sowie über 100 begleitende Erinnerungstexte kompiliert. Ein Großteil dieser Inhalte wurde bei Historypin eingestellt. Nun geht es den Initiatoren vor allem um die Erhebung weiterer Inhalte aus Mittel- und Osteuropa: Crowdsourcing für eine europäische Erinnerungskultur.

Erinnerungskultur 2.0: Der Zeitzeuge als Hologramm

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„Doch die Differenzierung von kommunikativem Gedächtnis der Zeitgenossen und kulturellem Gedächtnis der Nachgeborenen wird durch kommunikationstechnologische Innovationen nicht nur dynamisiert: Bereits heute können wir mit den in Datenbanken verfügbaren digitalisierten Aufzeichnungen von Zeitzeugeninterviews virtuell ins Gespräch kommen: Auf die Eingabe eines Suchwortes folgt die Angabe einschlägiger Stellen, die sich direkt wiedergeben lassen. Spätestens wenn wir mit diesen Archiven nicht mehr über konventionelle Interfaces interagieren, sondern sie auf Spracheingabe und semantische Suche mit der Wiedergabe einschlägiger Sequenzen reagieren, muss sich die politische Bildung nicht mehr nur auf das Ende der Zeitzeugenschaft einstellen, sondern auch darauf, dass dieses Ende relativiert wird.

Mit diesem Statement endeten manche meiner Vorträge in den letzten Jahren, wenn ich zum Thema „Erinnerungskultur 2.0“ eingeladen war. Häufig folgten darauf eher zweifelnde Nachfragen (vgl. die per Video dokumentierte Diskussion bei einer Konferenz 2011) und kritische Kommentare: Das war doch für viele Zuhörer eher Science Fiction als ein ernstzunehmender Beitrag zur Debatte um die Zukunft der Erinnerung an den Holocaust. Nun muss ich eine Ergänzung in meine Präsentation einfügen: 

Dreidimensionale Hologramme von Holocaust-Überlebenden wie im obigen Video sind noch nicht verfügbar, aber nach Angaben der Verantwortlichennur noch eine Frage von wenigen Jahren. Der kürzlich präsentierte zweidimensionale Prototyp von Pinchus Gutter ist das Ergebnis einer Kollaboration von zwei Einrichtungen der University of Southern California unter dem Titel „New Dimensions in Testimony„:

„Certainly it will be within five years, said Stephen Smith, the Shoah Foundation’s executive director, and Paul Debevec, associate director of the university’s Institute for Creative Technologies, which is creating the hologram project’s infrastructure.“

Eine prägnante Darstellung des Projekts bietet Leslie Katz und einen pointierten Diskussionsbeitrag liefert Julie Z. Rosenberg unter dem Titel „Holy Holograms, Batman“ in ihrem Blog „Googling the Holocaust“.