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Fellowship und Format zur US-Wahl 2020

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Im zweiten Halbjahr 2020 habe ich die Gelegenheit den Endspurt im US-Präsidentschaftswahlkampf mit einem Projekt als Fellow am Center for Advanced Internet Studies in Bochum zu begleiten. Das CAIS ist ein in Deutschland einigermaßen einzigartiges Forschungskolleg, an dem die gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation bearbeitet werden. Im Anschluss an meine Buch-Publikation aus dem letzten Jahr adressiert das Projekt „Die US-Präsidentschaftswahl 2020 im Kontext der Plattformisierung politischer Kommunikation: Algorithmische Öffentlichkeit und datenbasierte Kampagnenführung“. Betreffende Phänomene wie zum Beispiel politische Werbung auf Plattformen sollen exploriert, reflektiert und zeitnah kommuniziert werden. Dazu werden aktuelle Inhalte vor allem aus der Berichterstattung der Medien sowie spezifischen Online-Angeboten ausgewertet und für ein deutschsprachiges Publikum kuratiert sowie annotiert. Die Analyse lässt sich dabei sowohl von einem Interesse an digitalen Innovationen der Kampagnenkommunikation sowie -organisation als auch deren kritischer Reflektion im Hinblick auf normative Erwartungen an demokratische Öffentlichkeit leiten: Welche Veränderungen lassen sich hier vor allem im Vergleich zu 2016 feststellen und gegebenenfalls problematisieren?

Wie die Inhalte dann von September bis November vermittelt werden, ist in der Vorbereitungsphase festzulegen und könnte sich etwa an meiner Presse- und Social-Media-Schau zum Thema „Desinformation und Europawahl“ für die Bundeszentrale für politische Bildung orientieren. Aber auch andere Formate wie Blog, Newsletter, Collections oder Threads bei Twitter sind denkbar. Ich freue mich freilich in diesem Kontext über Vorschläge, Hinweise und gegebenenfalls auch Kooperationen. Mehr Informationen und/oder Kontakt gerne per Mail oder Twitter! Und als Vorgeschmack hier ein Blick auf zwei Bild-Beispiele aus dem aufschlussreichen Report des Guardian über „One year inside Trump’s monumental Facebook campaign“:

Zwischen Partizipation und Plattformisierung

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Unter diesem Titel erscheint meine Auseinandersetzung mit Aspekten „Politischer Kommunikation in der digitalen Gesellschaft“.  Der Band, der in der Schriftenreihe des Gießener Zentrums für Medien und Interaktivität erscheint, enthält zwei Fallstudien zu:
1. Formaten digitaler Partizipation im deutschen Mehrebenen- und Parteiensystem und
2. der Plattformisierung politischer Kommunikation durch algorithmische Öffentlichkeiten am Beispiel von nationalen Wahlen in den Vereinigten Staaten 2016 und Deutschland 2017.
Ein Nachwort steuert der Mitherausgeber der Interaktive-Reihe, Claus Leggewie, bei, der als Ludwig-Börne-Professor an der Justus-Liebig-Universität die Studien und ihre Publikation ermöglicht hat. Statt einer weiteren Zusammenfassung wird hier auf die Ankündigung des Verlags verwiesen und das Inhaltsverzeichnis als PDF verlinkt.
Update vom 5.11.2019:
Als Teaser eignet sich auch mein Beitrag über Digital-Kampanen für politik&kommunikation.

Digitale Desinformation und Europawahl

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Im Vorfeld der Europawahl 2019 ist nach Einschätzung nicht zuletzt der Europäischen Kommission verstärkt mit der Verbreitung digitaler Desinformation zur Manipulation der Meinungsbildung zu rechnen. Als freier Redakteur habe ich ein Dossier für die Bundeszentrale für politische Bildung zusammengestellt, das dazu in das Thema „Digitale Desinformation“ einführt. Darin thematisieren zahlreiche bekannte Autorinnen und Autoren relevante Aspekte aus der Diskussion um Falschmeldungen, Social Bots und die Rolle der Plattformen. Darüber hinaus kuratiere ich im Mai dort eine Presse- und Social-Media-Schau, die von Montag bis Freitag interessante Inhalte wie Faktenchchecks aus deutschen und englischsprachigen Quellen liefert.

Entgrenzte Erinnerung: Hologramme und deepfakes

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Das Thema „digitale Desinformation“ steht in der Dikussion über politische Probleme algorithmischer Öffentlichkeiten ganz oben auf der Agenda. Weniger präsent sind Herausforderungen der Erinnerungskultur, die sich in diesem Kontext abzeichnen. Im Mittelpunkt dieser Problematik steht meines Erachtens die Aufzeichnung von Zeitzeugenaussagen, die insbesondere im Bezug auf den Holcaust zu einem zentralen Erinnerungsmedium avanciert sind. Das Format des Zeitzeugeninterviews erfährt dabei beständig Aktualisierungen, vor allem durch die Nutzung digitaler Technologien und Online-Angebote. Zuletzt (aber auch schon sechs Jahre her) war die Entwicklung einer holografischen und interaktiven Variante zu annocieren. Hologramme muten dabei weniger unzeitgemäß an als Videoaufzeichnungen und ermöglichen in gewissem Umfang einen Dialog. Zunächst handelt es sich dabei um zweidimensionale Installationen, aber das Ziel sind digitale Doppelgänger von Überlebenden; dreidimensional und in Lebensgröße, die von unterschiedlichen Blickpunkten aus betrachtet werden können.

Ein anderes Format sind Virtual-Reality-Anwendungen wie „The Last Goodbye“. Hier begleitet der mit einer Datenbrille ausgestattete Nutzer einen Zeitzeugen bei einem Besuch in einen ehemaligen KZ. Dabei werden 360-Grad-Aufnahmen der Reise mit vollständig begehbaren, virtuellen Rekonstruktionen verschiedener Orte des Lagers kombiniert. Meine Zweifel, ob immersive Anwendungen hier angemessen sind, habe ich bereits gegenüber der Süddeutschen Zeitung artikuliert.

Für die Konferenz „Entgrenzte Erinnerung: Positionen und Projekte zur medialen und digitalen Erinnerungskultur aus Wissenschaft und Gedenkstättenarbeit“, die von der Universität Konstanz und der KZ-Gedenkstätte Dachau veranstaltet wird, widme ich mich darüber hinaus der Frage, welche Probleme sog. „deepfakes“ vor diesem Hintergrund aufwerfen. Denn die gleiche Technologie, die animierte 3-D-Avatare von Zeitzeugen ermöglicht, ermöglicht auch die Synthese von Bewegtbild und an das Original angepassten Audio-Inhalten aus unterschiedlichen Quellen.

Auch wenn ein Einsatz dieser Möglichgkeit zur Manipulation bislang wohl nicht in gleichem Ausmaß wie andere Varianten digitaler Desinformation genutzt wurde, markieren Robert Chesney und Danielle Citron das problematische Potenzial: „The deepfakes of tomorrow will be more vivid and realistic and thus more shareable than the fake news of 2016.“
 Im Hinblick auf die Erinnerungskultur entsteht hier eine besondere Herausforderung für die Archivierung audiovisueller Inhalte, von der nicht nur Institutionen betroffen sind, sondern vor allem auch die akzidentielle Speicherung etwa bei YouTube. Und schließlich wird eine paradoxe Entwicklung evoziert: Während Zeitzeugen als Hologramme präsent bleiben, wird die bisherige Beweiskraft ihrer medialen Präsenz durch deepfakes unterminiert.

Update 28.1.2019:

Auf der o.g. Konferenz wurde auch eine Beamer-Projektion des Formats präsentiert, das im ersten Video vorgestellt wird. Vor diesem Hintergrund ist zu konstatieren, dass die Bezeichnung als „Hologramm“ den aktuellen Anwendungen nicht angemessen ist (vgl. auch die Angaben des Anbieters in einem PDF).