Nein, es soll hier nicht um die Piratenpartei gehen, die ja durchaus schon länger im Geschäft ist, auch wenn es einige nicht mitbekommen hatten. Gerade an den Start gegangen sind jedoch in den USA zwei politische Plattformen, die eine Ermächtigung der Bürger bzw. Wähler intendieren: Elect Next und Ruck.us. Beide Projekte verstehen sich als issue-zentriert statt auf Parteien bezogen. Von diesem Ausgangspunkt gelangen sie zu unterschiedlichen Ansätzen:
Elect Next erinnert vor dem Hintergrund deutscher Angebote an das Erfolgsmodell Wahl-O-Mat. Es wird jedoch keine Parteienpräferenz ermittelt, sondern in einem Dreischritt die Affininität zu Kandidaten:
- Your Issues
Zunächst werden aus einer Auswahl Themen ermittelt, die dem Nutzer wichtig sind. - Your Solutions
Zu diesen müssen dann im multiple-coice-Modus Fragen beantwortet werden. - Your Candidates
Und wer seine Adresse angibt erhält einen entsprechenden Kandidatenvorschlag.
Während dieses Verfahren noch recht konventionell anmutet, kommt Ruck.us unter dem Motto „No Parties. Just People.„ radikaler daher. Denn es geht nicht (primär) darum, die Partizipation am politischen Prozess durch Befähigung zur Teilnahme an Wahlen zu verbessern, sondern vor allem eine Vernetzung politisch Interessierter zu ermöglichen. Auch hier kommt zur Realisierung des Angebots ein Dreischritt zur Anwendung:
Die Idee hinter diesem Personal Political Network wird auf dem Twitter-Profil recht unbescheiden angegeben: „Challenging the two-party duopoly by empowering individuals and giving a home to the politically homeless.“ Also handelt es sich um die spezifische Reaktion auf ein Zweiparteiensystem. Das dafür in Anschlag gebrachte Konstrukt des „ruck“ bleibt jedoch nicht auf diese Situation beschränkt. Der Begriff ist dem Rugby entlehnt und bezeichnet eine lose Formation der Spieler. Insofern ist diese Konfiguration beispielsweise dazu geeignet, Angebote des politischen Systems zur Bürgerbeteiligung durch die Aggregation betreffender Akteure zu ergänzen.