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Politische Kommunikation und algorithmische Öffentlichkeit

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Im Wintersemester 2017/18 biete ich am Institut für Soziologie der Philipps-Universität Marburg ein Blockseminar zum Thema „Wahlen in der Mediengesellschaft: Wahlkämpfe im Zeitalter von Web 2.0“ an (hier auch die formalen Angaben aus dem Vorlesungsverzeichnis). In drei eintägigen Blöcken findet eine Auseinandersetzung sowohl mit einschlägiger Forschungsliteratur als auch vielen Beispielen aus aktuellen Wahlkämpfen statt. Inputs liefern darüber hinaus zahlreiche Online-Angebote, Podcasts und eventuell die Diskussion mit einem Experten aus der Praxis:

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive lässt sich davon ausgehen, dass Massenmedien eine bedeutsame Rolle bei der politischen Präferenzbildung im Rahmen von demokratischen Wahlen spielen. Vor allem die letzte US-Präsidentschaftswahl hat nun neue Aspekte auf die Agenda gesetzt. Dabei geht es um die Relevanz sozialer Medien für die Meinungsbildung. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen seitdem die manipulativen Möglichkeiten von Fake News, Microtargeting und Social Bots, auf die wiederum verstärkt durch Formate wie Fact Checking reagiert wird. Die Lehrveranstaltung setzt sich in einführender Weise mit diesen empirischen Entwicklungen auseinander und problematisiert sie vor dem Hintergrund eines Strukturwandels der Öffentlichkeit. Im Anschluss daran werden auch andere exemplarische Angebote des Bundestagswahlkampfs wie das TV-Duell, spezifische Formate etwa bei YouTube und der Wahl-O-Mat behandelt.

Update vom 15.11.2017:
Aktuelle Aspekte des Seminars thematisiert mein Beitrag „Wie Plattformen Politik machen“, der bei den Netzpiloten und Freitag.de erschienen ist. Darüber hinaus erarbeite ich derzeit eine umfangreichere Expertise zum Thema „Algorithmische Öffentlichkeit: Von der US-Wahl 2016 zur Bundestagswahl 2017“.

Standardisierung kommemorativer Kommunikation

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Zum Jahrestag des 11. September hat das 9/11-Memorial am Ground Zero in New York eine Handreichung zum Online-Gedenken (PDF zum Download) herausgegeben. Zunächst dokumentiert die Einrichtung ihre Präsenz vor allem in den sozialen Medien. Für die aufgeführten Kanäle werden dann Vorschläge zur kommemorativen Kommunikation gemacht. Nachvollziehbar erscheint für Twitter, Google+ und Pinterest die Nennung von Hashtags zur Bündelung von Beiträgen. Auch ein Cover-Foto zur Gestaltung der eigenen Facebook-Timeline kann ich als Zeichen symbolischer Solidarisierung nachvollziehen. Und für Pinterest wurde ein Wettbewerb ausgelobt, bei dem die Teilnehmenden ein Ziat und eine Illustration aus dem Buch „September Morning: Ten Years of Poems and Readings from the 9/11 Ceremonies New York City“ auswählen und  in ihrem Profil publizieren sollen.

Im Gegensatz dazu wirken die Angabe von konkreten Inhalten für Status Updates bei Facebook oder vorformulierte Tweets eigentümlich. Befremdlich finde ich auch eine Vorlage für Einträge im eigenen Blog mit der Überschrift „THIS SEPTEMBER 11: HONOR, REMEMBER, REUNITE“ (PDF zum Download). Auf die gerade am Beispiel 9/11 belegbare Pluralisierung der Erinnerungskultur durch die Möglichkeiten von Online-Kommunikation (vgl. „Collecting Today for Tomorrow“) scheint also eine Formatierung der Erinnerungskultur 2.0 zu folgen.

 

Postjournalistische Praktiken

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Unter diesem Titel frage ich bei einer Fortbildungsveranstaltung zur Analyse von Herausforderungen für die Mediendemokratie aus Sicht von Gewerkschaften, Parteien und politischen Stiftungen am 13. Mai 2011 in Berlin, ob WikiLeaks, Twitter & Co eine globale fünfte Gewalt konstituieren. WikiLeaks und Twitter stehen dabei als Platzhalter für Phänomene, die den etablierten Massenmedien und ihren normativen Ansprüchen hinsichtlich einer demokratischen Kontrollfunktion Konkurrenz machen. Gleichzeitig hat WikiLeaks aber auch als Katalysator für den investigativen (Daten-)Journalismus fungiert. Dessen Ethos manifestiert sich in Plattformen für whistleblower ebenso wie in der kollaborativen Plagiatsdokumentation GuttenplagWiki.

Twitter hingegen fungiert hier als Synonym für soziale Medien und steht damit für die diversen Formen der Demokratisierung von Echtzeitkommunikation in sozialen Netzwerken sowie die virale Verbreitung von Audio-, Foto- und Videodokumenten. Dieser Entwicklung korrespondiert wiederum die Konjunktur des Kuratierens von social media content als Format des Online-Journalismus (vgl. „Storify this!“). Insofern verstehe ich das Verhältnis von vierter und fünfter Gewalt nicht sozialromantisch als Dichtomie von Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit, sondern als Konkurrenz, die bekanntermaßen das Geschäft belebt.

Storify this!

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