Tag Archives: Berlin

Piratenpartei & Politikvermittlung

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Filed under Mediendemokratie, On the Campaign Trail, social media

Jetzt hat es sich konstituiert, das neue Berliner Abgeordnetenhaus und mittendrin die Fraktion der Piratenpartei, die damit erstmals in ein deutsches Landesparlament einzieht. Gleichzeitig legt sich langsam der mediale Rummel um die Exoten aus dem Netz und der parlamentarische Alltag beginnt. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive handelt es sich dabei um ein interessantes Experiment: Im Gegensatz zu anderen Parteien lässt sich dieser Prozess recht unvermittelt und quasi in Echtzeit verfolgen. Die Berliner Piraten haben einige Online-Kanäle geöffnet, die es Interessenten erlauben, die Konstituierung sowie den Arbeitsalltag der Fraktion zu verfolgen. Das soll nicht heißen, dass hier nicht auch Hinterzimmer existieren, in denen nicht-öffentliche Absprachen getroffen werden. Aber die Transparenz hinsichtlich der parlamentarischen Arbeit ist schon recht weitgehend.

Demgegenüber konstatiert Stephan Eisel von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die sich schon früh mit der Piratenpartei auseinandergesetzt hat, eine „selektive Eliten-Transparenz„. Dieses dreidimensioniale Konstrukt soll hier nicht vollständig diskutiert werden, aber ein Punkt aufgegriffen werden. Eisel schreibt am 29.9.2011:

„Nimmt man zweitens das Internetangebot der Piratenpartei als Maßstab, so ist das Hauptkennzeichen die Unübersichtlichkeit – bekanntlich das Gegenteil von Transparenz. Im Gewirr zwischen Homepages, wikis, liquid feedback, piratenpad und vielem mehr findet der Nutzer vieles – aber nur wenn er Zeit und überdurchschnittlich Internetkenntnisse hat.“

Diese von ihm auch am Beispiel der Berliner Piratenfraktion vertetene Einschätzung trifft zumindest aus heutiger Perspektive nicht mehr zu: Die verfügbaren Mitschnitte und Protokolle der Fraktionssitzung sowie ähnliche Materialien werden im Fraktionsblog aufgeführt. Diese Daten stellen eine einzigartige Quelle sowohl für die Parteienforschung als auch die politische Bildung dar! Und damit sie nicht nur den üblichen Verdächtigen bekannt werden, hier der Versuch betreffende Angebote bildhaft zu präsentieren:

1. In diesem Bild sind exemplarische Kanäle direkt verlinkt (mouseover).

Sitzung der Berliner Piratenfraktion vom 5.10.2011, CC-BY: Tobias M. Eckrich

2. Dieser Pearltree visualisiert die Links zu betreffenden Angeboten.
Piratenfraktion Berlin in Erik Meyer (dr_meyer)

Crowdsourced Memory

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Filed under Erinnerungskultur, Veranstaltungshinweise

Vom 14. bis zum 16. April 2011 findet in Berlin die Konferenz „httpasts://digitalmemoryonthenet“ statt, die von der Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der deutschen Kinemathek und dem Medienpartner 3 Sat Kulturzeit veranstaltet wird. Die Tagung gibt einen internationalen Überblick über die Nutzung digitaler sowie sozialer Medien im Kontext von Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung. In diesem Zusammenhang werde ich am Beispiel einschlägiger Online-Angebote einige Überlegungung zur Transformation kommemorativer Kommunikation vortragen.

Im Mittelpunkt meines Beitrags steht die Frage nach Veränderungen, die durch die Integration nutzergenerierter Inhalte evoziert werden: Ein Aspekt dieser Entwicklung ist, dass sich Zeitzeugen mit der Publikation autobiografischer Berichte zunehmend selbst in die Geschichte einschreiben. Während dies in Online-Medien eher ungefiltert geschieht, ermöglichen Techniken des crowdsourcing eine differenziertere Partizipation der Nutzer. Diese Methodik findet vor allem zur Identifikation und Erhebung von Angaben zu anonymen Opfern Anwendung. Ein aktuelles Beispiel für diese Praxis ist die Kampagne „Remember Me?“ des United States Holocaust Memorial Museums, die auf Personen zielt, die als Kinder den Holocaust überlebt haben:

„By publicizing these 1,100 photographs, the Museum hopes to identify these children, piece together information about their wartime and postwar experiences, and facilitate renewed connections among these young survivors, their families, and other individuals who were involved in their care during and after the war.“

Prägnant an dieser Kampagne, die bereit erste Erfolge hervorgebracht hat, ist zudem die Integration von Facebook und Twitter zur Kampagnenkommunikation. Übrigens: der Hashtag für Tweets zur Konferenz, die per Livestream verfolgt werden kann, lautet #digmem.

Der Außenminister als Geschichtspolitiker?

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Filed under Erinnerungskultur, Veranstaltungshinweise

Am Tag nach der Bundesversammlung beginnt in Berlin die internationale Konferenz „Erinnern an den Zweiten Weltkrieg. Mahnmale und Museen in Mittel- und Osteuropa“. Was im Vergleich zur Wahl des Bundespräsidenten von mäßigem tagespolitischen Interesse scheint, könnt doch einige Brisanz bergen. So ist das „Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“, das die damalige Kulturstaatsministerin der rot-grünen Koalition, Christina Weiss, mit einigen osteuropäischen Kollegen als eine Art Alternative zu dem seinerzeit vom Bund der Vertriebenen geplanten „Zentrum gegen Vertreibungen“ gegründet hat, ein Mitveranstalter (für einen Überblick über alle beteiligten Institutionen siehe die Website des Global and European Studies Institute der Universität Leipzig; dessen Ko-Direktor, Stefan Troebst, hat wiederum die zum Verständnis der unterschiedlichen Initiativen hilfreiche Dokumentation „Vertreibungsdiskurs und europäische Erinnerungskultur“ herausgegeben).

Die Große Koalition hat sich dann als „sichtbares Zeichen“ auf die Errichtung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ verständigt (Zeitgeschichte-online dokumentiert in einer Materialsammlung diverse Beiträge zu diesem Thema). Träger dieser Stiftung ist das Deutsche Historische Museum (das auch als Veranstaltungsort der Konferenz fungiert) und Stiftungszweck ist es, eine entsprechende Dauerausstellung in Berlin zu betreiben. Im Konflikt um die Besetzung der Stiftungsgremien hat sich die FDP gleich zu Beginn der Legislaturperiode beharrlich geweigert, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Erik Steinbach (CDU), als Vertreterin zu akzeptieren. Die Liberalen haben sich in der Causa Steinbach schließlich gegenüber der Union durchgesetzt, allerdings um den Preis, dass die Konstruktion der Gremien verändert wurde (für Details siehe die Website der Stiftung).

Nun wird die erwähnte Veranstaltung mit einer Rede von Außenminister Westerwelle eröffnet. Dies lässt erwarten, dass der in der Kritik stehende FDP-Vorsitzende den Anlass zur Profilierung nutzt und eventuell einen geschichtspolitischen Akzent setzt, mit dem er sich von der Union abhebt. Als Referent bei der Konferenz habe ich die Gelegenheit, die Rede am Donnerstagnachmittag persönlich zu verfolgen. Auch wenn die Einlassungen des Ministers die Aufmerksamkeit der politischen Öffentlichkeit auf sich ziehen werden, verspricht vor allem das wissenschaftliche Programm der Tagung eine interessante Konstellation.

History turns digital

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Filed under Erinnerungskultur, Kultur: Theorie & Praxis, Veranstaltungshinweise

So lautet der Titel eines Workshops, der am 16. April 2010 in Berlin stattfindet. Veranstaltet wird er vom Lehrstuhl für die Geschichte Ostmitteleuropas am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin und es geht um die Konsequenzen der Digitalisierung für die Geschichte (siehe die Ankündigung im Webmagazin für Informationstechnologie in den Geisteswissenschaften). Diese sollen zunächst am Vormittag in zwei Vorträgen verhandelt werden, von denen ich einen zur Transformation kommemorativer Kommunikation halte. Am Nachmittag werden dann Erfahrungsberichte aus der Praxis von vier Projekten diskutiert. Eingeladen sind:

Es gibt eine begrenzte Anzahl freier Plätze für Interessierte, die sich jedoch bis spätestens zum 8. April 2010 bei valentina.stefanski@fu-berlin.de anmelden müssen (Teilnahme bedarf der Bestätigung).